Einleitung

Lange Töne – gesungen mit Vokalen – durchziehen den Raum. Hand und Arm begleiten den Ton und führen ihn in geraden oder geschwungenen Linien. Dieses Tutorial beschäftigt sich mit der Lautstärke von gehaltenen Tönen in verschiedenen dynamischen Abstufungen und Verläufen. Dabei helfen humorvoll große Gefühle aus der Opernwelt, um die Bandbreite von pianissimo (sehr leise) bis fortissimo (sehr laut) auszusingen.

Klangerzeuger

lange Silben, Melodien mit langen Vokalen

Tutorial

A | Exploration und Improvisation

Schaffen Sie sich ein wenig Raum, stehen Sie auf und haben Sie Spaß an der nächsten Übung. Wiederholen Sie jeden Schritt mehrmals.

  1. Singen Sie auf die Silbe la einen lang ausgehaltenen Ton in einer für Sie angenehmen Lage und Lautstärke.
  2. Nun experimentieren wir mit der Lautstärke.
    a) p= leise: Singen Sie den Ton la leise und versuchen Sie, ihn ohne Wackler in einer geraden Linie zu singen. Begleiten sie mit Daumen und Zeigefinger vom Mund ausgehend den Ton in den Raum. Wiederholen Sie mehrmals.
    b) mf=mittellaut: Der Ton ist in dieser Lautstärke leichter zu führen. Lächeln Sie und führen Sie die Hände in der Waagerechten mit Ihren Mundwinkeln nach außen.
    c) f= laut: Sie stehen auf einer Rampe einer Opernbühne. Beide Arme werden zur Unterstützung nach vorne ausgebreitet.
  3. Nun verändern Sie die Lautstärke allmählich.
    a) Beginnen Sie mit einem leisen la, das allmählich lauter wird. Beide Hände sind am Anfang nahe am Brustbein und öffnen sich weit nach vorne. Stellen Sie sich vor, ein Luftballon weitet sich, den Sie mit den Armen umschließen.
    b) Singen Sie nun den Rückweg von laut zu leise. Die Armbewegung verläuft umgekehrt.
    c) Nun singen Sie auf einem Atemzug auf la die dynamische Abfolge leise-laut-leise. In der Musik spricht man von einem crescendo (lauter werden) und decrescendo (leiser werden), begleitet von der Armbewegung.
3648 Klangbild - Tutorial Vokal Linie Leise Laut - IM.PULS - Transfer Zeichnung Musik - Image copyright Constanze Betzl & Christine Weghoff
B | Eine Vokaloper
  1. Stellen Sie sich vor, Sie schrieben ein Libretto für eine gefühlvolle Oper. Schreiben Sie sechs Sätze auf, die das Klischee einer dramatischen Opernaufführung bedienen. Orientieren Sie sich dabei an der Tabelle und tragen sie für jede Stimmung eine Liedzeile ein. Hier finden Sie ein Beispiel:
    ängstlich:  Ach, wie zittern mir die Knie!
    zärtlich:     Du bist so schön wie eine Rose!
    fröhlich:    Die Sonne stimmt mich heiter!
    bestimmt: Morgen reisen wir ab!
    wütend:     Dein Schicksal ist besiegelt: Ab in den Kerker!
  2. Singen Sie jeden Satz mit der entsprechenden Empfindung auf einer erfundenen Melodie.
  3. Schreiben Sie nun Ihre Sätze so um, dass nur die Vokale erhalten bleiben. Hier das Beispiel:
    ängstlich:  A-ie-i-e-i-i-ie!
    zärtlich :    U-i-o-ö-i-ei-e-o!
    fröhlich:    Ie-o-i-i-ei-e!
    bestimmt: O-e-ei-i-a!
    wütend:     Ei-i-a-i-e-ie-e: A-i-e-e-e!
  4. Singen sie die Melodielinien nun nur mit den vorhandenen Vokalen und führen Sie die Hand in der Luft mit.
  5. Nehmen Sie sich nun einen Kohle- oder Wachsmalstift und zeichnen parallel zu Ihrem Gesang die passenden Linien auf ein Papier. Wie sehen die die Linien aus? Sind die lauteren Gesangslinien dicker und breiter? Oder sind Sie dunkler, da Sie mehr Druck ausgeübt haben?
C | Bildvertonung / Interpretation

Vertonen Sie das Bild von Maja Oschmann.

  1. Betrachten Sie das Bild. Welche Arten von Linien können Sie unterscheiden? Können Sie den Linien verschiedene Dynamikstufen zuordnen? Wie sind sie angeordnet?
  2. Singen Sie für jede Linie einen langen Vokalton in der Lautstärke, die Sie ihr beim Betrachten zugeordnet haben. Fahren Sie beim beim Singen mit dem Finger dem Verlauf der Linie auf dem Bild oder in der Luft nach.
  3. Überlegen Sie, in welcher Abfolge Sie die Linien singen möchten. Beginnen Sie oben oder unten? Oder haben Sie eine Lieblingslinie, mit der Sie beginnen möchten?
  4. Probieren Sie verschiedene Interpretationen aus und nehmen die Fassung als Audiodatei auf, die Ihnen am besten gefällt.
D | Komposition
  1. Nun entwickeln Sie mit eine eigene Bildklangkomposition. Benutzen Sie die Linien, die sie in der „Vokaloper“ genutzt haben. Singen Sie die Vokalisen beim Zeichnen und erfinden Sie neue gerade und gewellte Linien hinzu. Bestimmt fallen Ihnen weitere Emotionen ein, die Ihre Opernsequenz ergänzen.
  2. Überlegen Sie, wie Sie die Lautstärkeunterschiede verdeutlichen möchten! Sie können die Linien mit einem oder verschiedenen Zeichenwerkzeugen dicker und dünner gestalten. Alternativ können Sie auch den Druck erhöhen, so dass die lauteren Töne dunkler werden.
  3. Nun sind sie schon im gesanglichen Schwung und können Ihre Gesamtkomposition singen. Wenn Sie Lust haben, machen Sie eine Audioaufnahme und geben Sie dem Werk einen Namen.

Tipp 1

Singen Sie mit Freude und Humor! Vielen Menschen ist es fremd, mit der eigenen Stimme zu experimentieren. Dennoch sollten Sie es sich nicht entgehen lassen, die Musik in Ihren schönen Bögen fließen zu lassen.

Tipp 2

Sinnvoll ist es zuvor die musikalische Übung „gerade / gebogene Linien: Pfeifen und singen“ gemacht zu haben.

Zu leise / laute Vokallinien passt: