Einleitung

Der musikalische Begriff Dynamik birgt in sich viel Lebendigkeit und Ausdruck. Es gibt viele Nuancen von sehr leise (pp – für pianissimo) bis sehr laut (ff – für fortissimo). Je nach Instrument wird der Druck erhöht, wenn es lauter wird oder der Anschlag härter. Wie könnte ein lauter Flächenklang aussehen? Eine Variante ist, den Pinsel- oder Kohledruck ebenfalls zu erhöhen, um eine intensive Färbung zu erzeugen. Spielen Sie mit der Lautstärke und seien Sie dynamisch!

Klangerzeuger

durch einen Strohhalm Wasser blubbern, elektrischen Mixer, Fön etc. anstellen (verschiedene Stufen), Flasche mit Wasser schütteln, Glas am Rand mit nassem Finger reiben, Murmeln in Schüssel, Schälchen etc. kreisen lassen, Reiskörner, Erbsen etc. in einer Dose schütteln, Topfdeckel aneinander reiben, Wasserhahn laufen lassen, mit einem Schneebesen im Topf rühren
Buch blättern, Bürostuhl (mit Rollen) im Kreis drehen, mit Hand, Fingernagel oder Stift auf Tischplatte reiben, mit Papier rascheln, Reißverschluss des Federmäppchens benutzen
Erweiterte Spieltechniken auf Ihrem Instrument
Kastanien, Nüsse, Eicheln, Muscheln in Behälter schütteln, Kieselsteine reiben, Kieselsteine in der hohlen Hand schütteln, Hölzer reiben, mit trockenem Laub rascheln
Fuß auf dem Boden reiben, Hände reiben, Hände auf den Oberschenkeln reiben
stimmlose Konsonanten (p, t, k, f, s, sch, ch, h)

Tutorial

A | Exploration und Improvisation
  1. Suchen Sie aus der Materialliste mehrere Klangerzeuger, die unterschiedlich laute und leise Flächenklänge erzeugen können. Gehen Sie ruhig in die Extreme: Welcher Klang ist kaum wahrnehmbar leise, welcher unangenehm laut?
  2. Nun suchen Sie einen Klangerzeuger aus, der verschiedene Lautstärken im Flächenklang erzeugen kann und möglichst eine große dynamische Vielfalt produzieren kann. In der Küche werden Sie bestimmt fündig! Schaffen Sie es, sich ganz allmählich von ganz leise bis ganz laut zu steigern? Dafür gibt es ein musikalisches Zeichen mit dem Namen Crescendo <. Was müssen Sie dafür tun? Und schaffen Sie es genauso gleichmäßig, von ganz laut bis ganz leise? Das musikalische Zeichen heißt Diminuendo >.
  3. Improvisieren Sie nun mit den Extremen. Wie klingt es, wenn Sie abwechselnd ganz laute und ganz leise Flächenklänge spielen?
B | Spielidee mit Zufallsprinzip
  1. Nehmen Sie einen Würfel und würfeln Sie achtmal in Folge. Schreiben Sie die Zahlen auf ein Blatt Papier.
  2. Die Augenzahl bezieht sich jeweils auf die Dynamikstufen von sehr leise bis sehr laut. Benutzen Sie dafür die musikalischen Begriffe: 1= pp (sehr leise); 2= p (leise); 3=mp (mittelleise); 4=mf  (mittellaut); 5=f (laut); 6=ff (sehr laut)
  3. Musizieren Sie Ihre Dynamikfolge mit einem Klangerzeuger, der die sechs Lautstärkestufen umsetzen kann.
  4. Nehmen Sie diese als Audiodatei auf.
  5. Hören Sie sich Ihre Aufnahme an. Welche Dynamikkombinationen gefallen Ihnen am besten? Das Echo oder die plötzliche Klangexplosion?
C | Klangquadrat
  1. Unterteilen Sie ein Blatt in neun Felder (siehe Abbildung). Zeichnen Sie in jedes Feld eine der sechs Dynamikstufen von pp bis ff. In eines der übrigen Felder zeichnen Sie dieses Zeichen <> . Das kennen Sie schon aus der Exploration. Es bedeutet Crescendo und Diminuendo: Fangen Sie ganz leise an, werden Sie allmählich lauter, kommen zum Höhepunkt und dann wieder allmählich leiser. Notieren Sie In ein anderes Feld ><. Sie fangen so laut wie möglich an, werden ganz leise und dann wieder laut.
  2. Spielen Sie das Klangquadrat in einer vorab überlegten Reihenfolge ab (z.B. von links oben nach rechts unten).
  3. Drehen Sie das Blatt auf den Kopf und spielen Sie die Anordnung ab. Probieren Sie alle Kombinationen aus. Welche gefällt Ihnen am besten?
3651 Klangbild - Klangquadrat FLÄCHE Laut Leise - IM.PULS - Transfer Zeichnung Musik - Image copyright Constanze Betzl & Christine Weghoff
D | Bildvertonung / Interpretation

Vertonen Sie das Flächenbild von Maja Oschmann.

  1. Betrachten Sie das Bild aus der Vogelperspektive. Was fällt Ihnen auf? Wie viele verschiedene Flächen erkennen Sie? Sind sie blass oder intensiv in der Farbgebung? Gibt es mehrere Schattierungsstufen?
  2. Suchen Sie für jede Fläche eine Dynamikstufe aus, die zu dieser Schattierung passt.
  3. Jetzt betrachten Sie nochmal das Bild. Sind die Flächen vereinzelt dargestellt in einem einheitlichen Farbton? Überlappen einige Flächen? Gibt es dynamische Verläufe in der Intensität der Farbe?
  4. Überlegen Sie sich wie beim Klangquadrat eine Reihenfolge in welche Sie das Bild interpretieren. Beginnt es in der Mitte und entwickelt sich nach außen, von oben nach unten?
  5. Interpretieren Sie nun das Bild musikalisch. Einzelflächen werden in verschiedenen dynamischen Stufen mit zeitlichem Abstand musiziert, Flächen mit dynamischen Farbverlauf entsprechend ihrer Intensität. Probieren Sie verschiedene Interpretationen aus und tauschen Sie dafür Klangerzeuger aus. Welche Interpretation gefällt Ihnen am besten?
  6. Wenn Sie eine Lieblingsinterpretation haben, können Sie sie als Audiodatei aufnehmen und betiteln.
E | Komposition

Entwickeln Sie eine eigene Bildklang-Verbindung. Suchen Sie sich die Flächenklänge aus, die Ihnen am besten gefallen haben, ob einheitlich oder dynamisch verlaufend. Zeichnen Sie ein neues Bild, das Sie mit einheitlich blassen und dunklen Flächen, sowie mit dynamisch verlaufenden Flächen verbinden. Verklanglichen Sie das Bild mit ihrem ausgewählten Klangmaterial und machen Sie davon eine Audioaufnahme. Geben Sie Ihrer Komposition einen Titel.

 

Tipp 1

Oft ist es sehr viel einfacher, ein allmähliches Crescendo zu machen, als ein Diminuendo! Achten Sie besonders darauf, dass das Diminuendo stufenlos und gleichmäßig stattfindet.

Zu laut / leise: Flächenklänge in der Intensität unterscheiden passt:

Haben Sie schon das malerische Zeichnen für sich entdeckt? Dies ist eine tolle Vorübung zum malerischen Entwickeln eigener flächiger Formen. Sie kommen nicht nur in Bewegung und machen sich mit dem Format vertraut, sondern Sie erleben den Transferprozess ganz unmittelbar und körperlich.
Diese Übung gilt dem Entwickeln individueller, ausdrucksstarker Formen. Nicht nur Linien haben Charakter und können aggressiv, beruhigend, fröhlich oder traurig wirken. Auch flächige Formen rufen Assoziationen hervor. Warum mögen Sie bestimmte Formen lieber als andere? Wie ist ihr Ausdruck? Welche Worte oder lautmalerischen Begriffe fallen Ihnen dazu ein? Und was könnte das für die musikalische Übersetzung bedeuten? Es geschieht schnell, dass man mit geläufigen Formen arbeitet. Um nicht ausschließlich die bekannten Quadrate, Dreiecke, Rechtecke und Kreise abzurufen oder gar mit Herzen und Sternchen zu operieren, gilt diese Übung dem Erfinden ausdrucksstarker Formen.
Wir leben in einer reichen Klangwelt – witzige, überraschende, unangenehme und gewohnte Klänge bereichern unseren Alltag. Die Flächenklänge lassen sich in Geräuscheflächen mit undefinierter Tonhöhe und Cluster (Tontrauben) unterteilen. Seien Sie experimentierfreudig und probieren Sie neue Flächenklänge aus! Welche unterschiedlichen Klangfarben lassen sich mit einem Instrument erzeugen? Erforschen Sie verschiedene Klangerzeuger auf unkonventionelle Art und Weise, improvisieren Sie mit Einzelklängen und Überlappungen und entwickeln Sie dann eigene Klangflächen-Zusammenstellungen.
In diesem Audio hören sie einen hohen gegenüber einem tiefen Akkordeon-Cluster. Das Besondere an einem Cluster ist, dass mehrere Töne gleichzeitig erklingen. Diese musikalische Vielstimmigkeit lässt sich zeichnerisch wunderbar mittels Überlagerung einzelner Elemente übertragen. Dass wir in diesem Bildbeispiel die hohen und tiefen Cluster in helle bzw. dunkle Tonwerte übersetzen, zeigt nur eine Möglichkeit des Transfers. Genauso hätte man die unterschiedlichen Tonhöhen auch mit im Format oben und unten platzierten Zeichen darstellen können. Aus musikalischer Sicht ist es wiederum möglich, helle und dunkle Tonwerte mit leisen und lauten Klängen zu übersetzen. Es gibt immer mehrere Zuordnungsmöglichkeiten, den Transfer zwischen Klängen und Zeichnen zu definieren und gestalten. Entwickeln Sie Ihre eigenen Ideen.
Wenn man Sie bittet, einen ganz langen Flächenklang aufzumalen, würden Sie ihn groß oder klein zeichnen? Bei einem Linienklang ist es eindeutig: Je länger die Linie desto länger der Klang. Die Fläche dehnt sich in verschiedene Richtungen aus und der Flächenklang entsprechend auch. Spielen Sie mit kurzen und langen Flächenklängen und gestalten Sie schöne Bildklang-Verbindungen!